Mittwoch, 4. Juli 2007

Mein Taizebesuch


Viele von euch werden sich zunächst fragen: "Wer oder was zum Henker ist 'Taize'?!!!"
Ums kurz zu machen: Taize ist ein kleines Dorf in Süd-Frankreich, in dem sich um eine christliche Bruderschaft eine besondere Form der Gemeinschaft entwickelt hat. Es kommen nämlich fast das ganze Jahr über Woche für Woche tausende Besucher, die an dem ihrem Leben teilhaben. Wie das genau abläuft und weitere Details (sowie Aufnahmen der Gesänge!) findet ihr unter www.taize.fr (auch in Deutsch!). Recht gut ist auch der Wikipedia Artikel.

Ich bin also am 23.6. früh in den Zug gestiegen und war ca. um 19:30 nach einer langen Zug- und Busfahrt in Taize. Wir haben sogar noch den Gottestdienst geschafft und was zu essen bekommen (schon mal ein guter Anfang!).
Der erste Gottesdienst war eher aufregend als meditativ - alles neu, man kennt die Abläufe nicht, weiß nicht, wie lange was dauert und kennt die Lieder noch nicht. Aber das gibt sich schnell. Ebenso schnell gewöhnt man sich daran, erst mal alle auf Englisch anzusprechen und dann oft zu merken, dass es doch Deutsche sind.

Ansicht der leeren Kirche:

Gearbeitet habe ich die Woche über in der "Evening"-schicht der Sakristei mit Bruder Francesco (ein studierter Elektrotechniker aus Indonesien), Brian (ein Permanent aus China), Daniel (Permanent aus Deutschland), Dorothea (aus Pforte) und Meli (aus der Schweiz). Hie und da, waren noch andere Leute da, aber nie lange. Francesco ist auch für die Technik in der Kirche zuständig und macht mit einem imposanten Mischpult die Podcasts, die es unter http://www.taize.fr/de_article4800.html zum Download gibt. Ein interessanter Mensch. Vor allem seine Rätsel und Gute-Nacht-Geschichten waren sehr anregend.

Die vordere Krypta (eine zweite, kleine befindet sich dahinter):

Gerade im Church-Team fällt einem auf, was für eine unglaubliche Organisation hinter Taize steckt. Kerzen, die nur bis faustbreit abbrennen; ein unsichtbares aber gut durchdachtes Kabelgekröse in der ganzen Kirche; Kiste S1_Lesung gehört in Kiste S1_Psalm in Kiste S1_Lieder an Platz S1 im Regal der linken Sakristei (soviel zu Thema Ordnung und Dinge wieder finden); jeder muss begrüßt werden, eingeführt werden, eine Arbeit bekommen (z.B. Arbeit zuweisen oder andere einführen oder Kochen oder sauber machen) und und und ... . Ich war wirklich begeistert, wie durchdacht hier jeder einzelne Handgriff ist, auch wenn das oberflächlich betrachtet ganz anderes erscheint.

Essensschlange und eine typische Mahlzeit - erinnert stark an Pforte:



Außerdem ist das Gottesdienstkonzept sehr nützlich, um Ruhe zu finden, in sich zu gehen, die Bedeutung der Worte, die gesagt werden, voll auszuschöpfen und alles andere mal zu vergessen. Kurze, einfache Lieder, die oft wiederholt werden, sind da viel zweckdienlicher als lange komplizierte, die man sonst so singt. Und die Musik, ist auch das, was mir am intensivsten im Gedächtnis geblieben ist.

Das einzig wirklich unangenehme war, dass ich in der ersten Hälfte der Woche etwas gefroren habe, und dass es am letzten Tag einen bösen Unfall gab, als jemandem auf unserem Zeltplatz ein Böller (ich hab auch gehört, es soll eine Übungsgranate gewesen sein - KA ob das stimmt) in der Hand explodiert ist.

Nach einer Woche ging es dann am Sonntag wieder heim - um ehrlich zu sein, war mir das sehr lieb, weil ich zunehmend an das gedacht habe, was ich zu Hause noch alles besorgen muss.

Wenn ihr mal Zeit habt, oder intensiv über was nachdenken müsst kann ich den Aufenthalt in Taize nur weiterempfehlen - man kann dort sowohl Gott und der Gemeinschaft der Christen nahe sein, als auch sich selbst sammeln und vielleicht einen neuen Sinn für sein Leben entdecken - sofern man sich darauf einlässt.

3 Kommentare:

Anniko hat gesagt…

jungejunge, joedaka!
TAIZÉ!!! ich wär so gern dabei gewesen!
freut mich aber, dass du auch ohne mich eine gute zeit dort hattest :)

Anniko hat gesagt…

so und ich muss jetzt schon wieder einen kommentar posten ...
ich hatte vorher noch keine zeit gehabt, den artikel gründlich durchzulesen ...
aber jetzt... du warst im Sacristy evening team! mit BRUDER FRANCESCO ?!!
Das gibts doch gar nicht. das war die arbeit (von den dreien die ich bisher in Taizé gemacht habe) die mir am besten gefallen hat und die auch gerne ein ganzes Jahr lang machen würde. nicht zu letzt weil es einfach so unglaublich verblüffend war wie lebensnah br. Francesco ist und überhaupt ...
ich habe mich immer gefragt, ob er immer noch die gleiche arbeit versieht ... dann werd ich wohl mal wieder nach Taizé fahren und um eine arbeit bei ihm betteln :)

Joe hat gesagt…

jo - die Arbeit war echt geil! Und Mit Francesco konnte ich mich auch prima über Linux und VM-Ware unterhalten - einfach geil!

aber wenn du hinfährst:
Unbedingt bescheid sagen!!!!! Ich hab ihm nämlich ein Rätsel gegeben, dass er noch nicht raus hatte, als ich gegangen bin ...