Donnerstag, 26. Juli 2007

Comming to India

26.7.2007
Flusssshhhhhhh - ein dumpfer, suesszlicher Geruch einer dicken, warmen Luft umgibt mich - ich bin aus dem Flugzeug gestiegen. Am Flughafen gibt es noch mal Sicherheitskontrollen und vor allem Passkontrollen. Ein Glueck, dass ich keine Pflanzen mit hatte - darum drehte sich die halbe Kontrolle. Dann das Gepaeck gefunden (das hatte einer der zig Angestellten schon lange vom Band genommen) - ein erster innerlicher Freudenschrei - ICH HABE GEPAECK !!!

Dann waer ich fast noch zum flaschen Ausgang raus gegangen - das haette vermutlich richtig Aerger gebracht, weil ich dann einen relativ sinnlosen Zettel nicht abgegeben haette - indische Boerokratie beginnt schon am Flughafen.


Meine Kontaktperson Johannes (ein anderer Freiwilliger aus Dtl.) habe ich dann schnell gefunden und wir sind mit einem richtigen Auto (echter Luxus!) zum Gaestehaus von Prayas gefahren. Die erste Autofahrt in Indien - das ist ein Erlebnis, dass man eigentlich gar nicht beschreiben kann.

Genau da komme ich zu dem Punkt im Kopf meines Blogs - das ist schon das Erste, was man sich als Deutscher nicht wirklich vorstellen kann, selbst wenn man ein gutes Video darueber sehen wuerde. Es ist schnell, warm sieht gefaehrlich aus, buckelig, luftig, voll von neuen Eindruecken. Ich ueberpruefe eher unterbewusst sofort alle Vorstellungen, die ich von Indien hatte. Fast alles stimmt einfach, aber Vorstellen und Erleben sind zwei voellig unterschiedliche Dinge.

Das Straszenbild: Kuehe, Wagen, Fahraeder, Dreck, noch mehr Dreck, Rickschas, Autos, Motoraeder, sehr alte LKWs. Auf einmal taucht ein riesiger weiszer Ballen vor uns auf, ca. 3x4x5 Meter - durch ein Loch konnte ich sehen, dass wohl Heu drin war und vorne dran war irgend ein winziges Zuggefaehrt. Aber was solls - unser Auto hat die lautere Hupe und das kraeftigere Gaspedal.


Im Gaestehaus von Prayas angekommen, warten schon ganze 3 weitere Deutsche auf mich - Sebastian - ein weiterer Freiwilliger, der seinen Dienst am naechsten Tag beendet hat und mit seinen 2 Freundinnen (die auch da waren) in Indien herumreist. Also erst mal reden und dann irgendwann am Morgen ins Bett gehen.
Am naechsten Tag gibt es dann noch Vera (eine Freiwillige, die nur 6 Wochen bleibt) zu sehen und erste Ausfluege. Erstmal um den Block und den wichtigsten Bezugspunkt gezeigt, wenn man sich zur eigenen Wohnung finden will, alles moegliche erklaert, einmal zu allen wichtigen Leuten im Haus gegangen (sofern sie da waren) und mich vorgestellt und dann mit allen zum Lotus Tempel der Bahai.

Den habe ich mir doch wesentlich monumentaler vorgestellt als er wirklich ist. Kuehl ist es darin auch nicht und die Gaerten sind eher OK als wirklich beeindruckend. Aber immerhin ist es etwas ruhiger als sonst ueberall.

Danach waren wir noch auf verschiedenen Maerkten, wobei einige geschlossen hatten - vermutlich war ein Feiertag, von dem wir nichts mitbekommen hatten.
Den Rest habe ich mittlerweile schon wieder vergessen - das ist ja auch schon ganze 2 Tage her [Hinweis am Ende beachten]- eine verdammt lange Zeit! Das einzige, woran ich mich sonst noch erinnern kann ist meine erste Motoradfahrt (auf dem Ruecksitz) - Hauke (ein Freiwilliger bei einem anderen Projekt), hat in Indien Motorad fahren gelernt und mich mit zum Essen genommen - das hat dann mit der Rickscha fuer die anderen besser gepasst. Da hatte ich dann das erste mal Angst - aber das hat sich nach einer Weile gegeben.

Am naechsten Tag habe ich dann das erste mal mit den Kindern zu tun gehabt. Zwei wurden von Hunden gebissen und mussten ins Krankenhaus um etwas gegen Tollwut zu bekommen. Johannes sollte sie ins Krankenhaus bringen. Er hat mich und Vera mitgenommen.
Also - 1.: Kinder finden und einfangen. Die kamen zwar irgendwann mal zum Treffpunkt aber sie hatten natuerlich Angst vor dem Krankenhaus (wie das fuer Kinder normal ist).
2.: Bus fahren. Heiszt: Sich irgendwie in einen Bus reinquetschen, eventuell bezahlen, wenn das moeglich ist und dann lange aushalten und aufpassen, dass man hinterher nicht ein Protemonai mehr hat.
3.: ca. 3h brauchen, um von A nach B zu laufen und die Impfungen zu organisieren und sich gegen Leute verteidigen, die die Kinder wegscheuchen wollen (wenn man da als Weiszer kommt, ist auf einmal wieder alles in Ordnung und keiner traut sich was gegen die Kinder zu sagen - da muss man auch nicht drauszen warten wie alle anderen).
4.: Wieder eine Stunde heim fahren. Hier war dann sogar mal der (laut Johannes sehr seltene) freundliche Typ von Ricksahfahrer anzutreffen- der hat sogar angehalten und den Kindern Wasser spendiert.


Alles in allem SEHR anstregend - wie sehr vieles hier. Auch wenn man genau das gleiche tut wie in Deutschland braucht man wesentlich laenger und ist hinterher doppelt so fertig. Am krassesten faellt einem das beim Nachdenken auf und wenn man sich etwas merken will (z.B. Hindi-Vokabeln) - ich wollte mir 3 Woerter merken (man will ja erst mal langsam beginnen und sich dann steigern): das erste Wort war sofort weg (3 sec.), die anderen beiden 30 sec. nachdem ich aufgehoert hatte sie staendig vor mich hinzumurmeln.\


Trotzdem gehts mir noch ganz gut - bisher habe ich alles vertragen.
Hier noch ein paar Bilder, die ich noch schnell gemacht habe, damit ihr mal ein Bild von einer Hauptstrasze und einer sehr sauberen und verlassenen Nebenstrasze kommt. Viele Photos habe ich aber noch nicht gemacht - es gibt erst mal Wichtigeres.




Fazit:
3 Tage in Indien - angestrengt aber gut gelaunt.
[Hinweis: Dieser Post wurde am 26. angefangen und am 29. veroeffentlicht. Das wird sicher oefters vorkommen. Also nicht wundern, wenn ihr am 27. geschaut habet und es war noch nichts da.]

Dienstag, 24. Juli 2007

Ich lebe noch!

Hier kommt diese stereotype "Ich lebe noch!" Nachricht.
Und JA - ich habe gerade keine Zeit einen laengeren Artikel zu schreiben und JA - mir geht es gut und JA hier gibt es keine ae, oe, ue und sz auf der Tastatur.
Flug war ganz ok und die Waerme ist im Moment noch ertraeglich.
Man meisten nervt es, dass man selbst die Leute die Englisch sprechen koennen oft schlecht versteht - a) weil indischer Akzent, b) weil es eigentlich immer laut ist oder irgend ein Hintergrundgeraesch (Klimaanlage, Ventilator) stoert.

Ich hoffe ich habe bald Zeit fuer den ersten richtigen Artikel - dann vielleicht auch mit den ersten Photos.

Fazit:
1 Tag in Indien, Daumen gerade nach oben

Sonntag, 22. Juli 2007

Hektik

JA – ich bin beim Einpacken und letzte Dinge besorgen und zwar seit mehreren Tagen! Hier noch was am Computer einstellen, da noch was für die Eltern aufschreiben, hier noch was kaufen, Gepäck wiegen, Mails schreiben, ... HEKTIK !!! Und zwar ohne Ende! Ich wollte ja schon immer mal früher ins Bett, aber irgendwie ist es in den letzten Tag nie vor 1:30 Uhr geworden. Noch dazu kommt, dass es jetzt auch hier in Dtl. schon recht war ist und ich irgendwie etwas fertig bin.

Hier setzt das Sprichwort ein: „Wer keine Zeit hat, soll sie sich nehmen“. Klingt doof – funktioniert aber manchmal: Irgendwie habe ich ganz spontan beschlossen am Freitag mal eben eine Schwarzwälder Kirschtorte zu machen. Natürlich mit einem schnellen Rezept (von meiner Tante – danke noch mal!) und nicht sonst was – aber Torte ist Torte!

Das Ergebnis lies sich sowohl sehen als auch schmecken. Kann ich nur weiterempfehlen!

Morgen früh geht’s los – aufgeregter als ich jetzt bin, werde ich höchstens sein, wenn ich übermorgen meinen ersten Tag in New Delhi erlebe – dann aber sicher nicht so gestresst.

Dienstag, 17. Juli 2007

Vorbereitungsseminar Marburg

Marburg:


Nun habe ich auch das gesetzlich vorgeschriebene Vorbereitungsseminar hinter mich gebracht. Dazu bin ich am 9. 7. nach Marburg an der Lahn gekurvt (immerhin: es war kein Streik bei der Bahn!).

Dort war ich der Erste und bin erst mal in das erst beste Zimmer eingezogen - meine drei Zimmergenossen kamen wenig später.
Die Leute (insgesamt 21 ADiA-Freiwillige und 2 "Teamer") kamen aus ganz Deutschland, hatten alle ABI und waren ganz OK.

Gruppenfoto (mit Max, der erst später kam):

Die erste kleine Überraschung waren dann deren Projekte. Fast alle gehen in Camphill (http://de.wikipedia.org/wiki/Camphill) oder L'Arche (http://de.wikipedia.org/wiki/L'Arche) Wohngemeinschaften mit geistig Behinderten. Noch überraschender war die Länderwahl. Es gab oft Kanada, Großbritannien, Irland und Frankreich und USA. Dann noch jeweils ein mal Norwegen, Brasilien und Dom. Republik.
Also kein anderer in Asien und gar keiner in Afrika. Das hatte ich mir dann doch entweder etwas gemischter oder aber etwas homogener vorgestellt.

Die Seminare fanden alle in der Jugendherberge statt und wurden von Klaudi (Studentin aus Leipzig) und Ronald (verdient seinen Lebensunterhalt mit Seminaren) gemacht. Beide haben selbst Freiwilligendienste gemacht.

Zunächst gab es kennen-lern-Spielchen und das wars dann auch schon mit dem Tag.
Am nächsten Tag gab es Infos zu den Formalia (wo sich herausgestellt hat, dass noch Unterlagen von der Versicherung fehlen) und eine Einheit zu Motivation zum Freiwilligendienst. Hier kam für mich persönlich die zweite Überraschung: Die Hauptmotivation lag bei den anderen ganz klar darin "dass es sich gut im Lebenslauf macht" und "dass es ein cooles Abenteuer ist". Die wenigsten wollten primär den Menschen helfen - das war eher ein positiver Nebeneffekt.
Warum auch sein Leben (oder einen Teil davon) für andere geben - alles Heuchelei - wir leben schließlich in einer Leistungsgesellschaft !!! Und wer dem Freiwilligen (es gab sechs Stereotypen, denen man Punkte geben sollte, man hatte 10 zu verteilen; der Freiwillige ist der, dem es um die Menschen geht) 6 Punkte gibt, ist ja "ein besonders sozialer".
So krass hat das natürlich keiner gesagt und ich will auch keinem unterstellen, dass er nicht helfen will. Aber einige Kommentare und nicht zuletzt auch die Punkte-Verteilung sprechen für sich.

Jesus auf dem Altar der Luther-Kirche in Marburg:

Dann ging es noch um die Rolle als Freiwilliger (wer erwartet was von wem) um Teamwork (wie kritisiert man sich richtig), eine Situationsbewältigung (z.B. "was mache ich, wenn ich etwas anderes arbeiten möchte"), eine Einheit zu interkulturellem Lernen, einige Erfahrungsberichte zum lesen, eine Podiumsdiskusion (mit einem komischen, für uns recht sinnlosen Thema) und eine sehr interessante Einheit zu "Sprache und Wirklichkeit" (was man mit Worten so alles anrichten kann - zumal, wenn man nicht seine Muttersprache spricht!) und dem Kulturschock. Letzteres hat Max gemacht - auch ein ehemaliger Freiwilliger, der vor einem Jahr in New Delhi war und jetzt studiert. Max konnte ich natürlich noch ein paar Fragen stellen, was ganz nützlich war.

Dann gab es noch zwei Filme (ein Film über L'arche in Kanada und ein Spielfilm mit einer behinderten Frau) - beide ziemlich gut.
Außerdem waren wir in einigen sozialen Einrichtungen in Marburg. Ich war in einem Waisenhaus (was aber kein richtiges "Waisen"haus war, weil die Kinder schon noch Eltern hatten, nur dass die mit sich selbst nicht zurecht gekommen sind) und einem Haus mit betreutem Wohnen für geistig Behinderte. Das war eigentlich sehr interessant, auch wenn es für mein Projekt nicht so direkt relevant ist. Das hat mir schon ein Stück Berührungsängste genommen und gezeigt, wie man mit Behinderten umgehen kann.

Sonst ist Marburg eine ziemlich schöne Stadt. Vor allem die Altstadt/Oberstadt - wunderbar! Und viele Kneipen gibt es auch! Für mich wär es aber nichts - irgendwie kommt es mir sehr beengt vor.



Mein Visum ist mittlerweile auch da - Mensch hatte ich ein Glück, dass das so schnell bei mir ging! Nur 9 Tage oder so. Andere streiten sich x Monate!


Achja - so nebenbei: ICH HAB JETZT ABI !!!!
Abi-Ball war ganz ok. Der Abschied von Pforta ist aber ein ganz schöner Einschnitt - dazu könnte ich ein kleines Buch schreiben. Da das aber etwas zu lang für den Artikel hier wäre, lass ich das hier lieber ganz sein.

In 5 Tagen gehts los!

Mittwoch, 4. Juli 2007

Mein Taizebesuch


Viele von euch werden sich zunächst fragen: "Wer oder was zum Henker ist 'Taize'?!!!"
Ums kurz zu machen: Taize ist ein kleines Dorf in Süd-Frankreich, in dem sich um eine christliche Bruderschaft eine besondere Form der Gemeinschaft entwickelt hat. Es kommen nämlich fast das ganze Jahr über Woche für Woche tausende Besucher, die an dem ihrem Leben teilhaben. Wie das genau abläuft und weitere Details (sowie Aufnahmen der Gesänge!) findet ihr unter www.taize.fr (auch in Deutsch!). Recht gut ist auch der Wikipedia Artikel.

Ich bin also am 23.6. früh in den Zug gestiegen und war ca. um 19:30 nach einer langen Zug- und Busfahrt in Taize. Wir haben sogar noch den Gottestdienst geschafft und was zu essen bekommen (schon mal ein guter Anfang!).
Der erste Gottesdienst war eher aufregend als meditativ - alles neu, man kennt die Abläufe nicht, weiß nicht, wie lange was dauert und kennt die Lieder noch nicht. Aber das gibt sich schnell. Ebenso schnell gewöhnt man sich daran, erst mal alle auf Englisch anzusprechen und dann oft zu merken, dass es doch Deutsche sind.

Ansicht der leeren Kirche:

Gearbeitet habe ich die Woche über in der "Evening"-schicht der Sakristei mit Bruder Francesco (ein studierter Elektrotechniker aus Indonesien), Brian (ein Permanent aus China), Daniel (Permanent aus Deutschland), Dorothea (aus Pforte) und Meli (aus der Schweiz). Hie und da, waren noch andere Leute da, aber nie lange. Francesco ist auch für die Technik in der Kirche zuständig und macht mit einem imposanten Mischpult die Podcasts, die es unter http://www.taize.fr/de_article4800.html zum Download gibt. Ein interessanter Mensch. Vor allem seine Rätsel und Gute-Nacht-Geschichten waren sehr anregend.

Die vordere Krypta (eine zweite, kleine befindet sich dahinter):

Gerade im Church-Team fällt einem auf, was für eine unglaubliche Organisation hinter Taize steckt. Kerzen, die nur bis faustbreit abbrennen; ein unsichtbares aber gut durchdachtes Kabelgekröse in der ganzen Kirche; Kiste S1_Lesung gehört in Kiste S1_Psalm in Kiste S1_Lieder an Platz S1 im Regal der linken Sakristei (soviel zu Thema Ordnung und Dinge wieder finden); jeder muss begrüßt werden, eingeführt werden, eine Arbeit bekommen (z.B. Arbeit zuweisen oder andere einführen oder Kochen oder sauber machen) und und und ... . Ich war wirklich begeistert, wie durchdacht hier jeder einzelne Handgriff ist, auch wenn das oberflächlich betrachtet ganz anderes erscheint.

Essensschlange und eine typische Mahlzeit - erinnert stark an Pforte:



Außerdem ist das Gottesdienstkonzept sehr nützlich, um Ruhe zu finden, in sich zu gehen, die Bedeutung der Worte, die gesagt werden, voll auszuschöpfen und alles andere mal zu vergessen. Kurze, einfache Lieder, die oft wiederholt werden, sind da viel zweckdienlicher als lange komplizierte, die man sonst so singt. Und die Musik, ist auch das, was mir am intensivsten im Gedächtnis geblieben ist.

Das einzig wirklich unangenehme war, dass ich in der ersten Hälfte der Woche etwas gefroren habe, und dass es am letzten Tag einen bösen Unfall gab, als jemandem auf unserem Zeltplatz ein Böller (ich hab auch gehört, es soll eine Übungsgranate gewesen sein - KA ob das stimmt) in der Hand explodiert ist.

Nach einer Woche ging es dann am Sonntag wieder heim - um ehrlich zu sein, war mir das sehr lieb, weil ich zunehmend an das gedacht habe, was ich zu Hause noch alles besorgen muss.

Wenn ihr mal Zeit habt, oder intensiv über was nachdenken müsst kann ich den Aufenthalt in Taize nur weiterempfehlen - man kann dort sowohl Gott und der Gemeinschaft der Christen nahe sein, als auch sich selbst sammeln und vielleicht einen neuen Sinn für sein Leben entdecken - sofern man sich darauf einlässt.