Mittwoch, 29. August 2007

Home, Sweet Home - Meine Wohnung

Da ich zahlreiche Bitten bekam, doch mal was ueber meine Wohnverhaeltnisse zu schreiben und dies auch selbst fuer eine gute Idee halte, kommt hier ein Artikel ueber mein bescheidenes Heim.

Zunaechst sei gesagt, dass ich ganz im Sueden von Delhi wohne. Viel suedlicher gibt es eigentlich kaum noch was. Dann sei gesagt, dass die Wohnung ein Teil eines groszen Gebaeudes ist, in dem Prayas seinen Hauptsitzt hat.

Auszerdem wohnen in dem Gebauede auch noch viele Maedchen, die sonst keine Eltern haben oder von ihren Eltern weggeschickt wurden oder aehnliches.

Mein Zimmer ist fuer zwei Leute ausgelegt (im Moment bin ich aber alleine drin) und besteht aus Bad und Schlaf+Wohnzimmer. Es gibt da sowas wie eine Couch, zwei Schraenke, viel Zeug fuer die Schule, einen Fernseher mit DVD-Spieler (aber ohne Fernsehempfang), einen Toaster, einen Wasserkocher, einen Ventilator und (ganz genial zu dieser Jahreszeit) eine Klimaanlage.

Das Bad hat Klo, Dusche und Waschbecken.

Wasser gibts nicht immer (vor allem zu Spitzenzeiten nicht) und der Strom faellt auch des oefteren fuer laengere Zeit aus. Bei letzterem kann ich aber wieder heil froh sein, mit in dem Gebaeude zu leben - das Buero kann naemlich ohne Strom wenig arbeiten, weshalb es einen Generator gibt, der eigentlich immer eingeschaltet wird, wenn der Strom weg ist (auch nachts, wenn das Boero zu hat). Wenn mal was kaputt ist, kann ich recht problemlos zu einem Hausmeister gehen und er repariert es (sofern das nichts kostet). Es ist auch relativ sicher in Bezug auf Einbruch, weil es einen guten Zaun gibt und auch Wachen (was in Indien aber nichts auszergewoehnliches ist).

Essen bekomme ich, indem ich einfach zur Kueche im Haus gehe und mir dort was geben lasse. Meine Waesche wasche ich im Moment selbst. Das muesste ich nicht unbedingt machen - ich koennte sie auch zu einem Waescher geben, aber irgendwie ist selbst waschen unkomplizierter und es stoert mich im Moment nicht.

Zum Essen: Fruehs gibts es immer Toast und Milch, Mittags meistens Reis mit einer Sosze und Gemuese. Abends dann manchmal noch Reis und dazu eine Art flaches Brot (Chapati). Das ganze isst man wahlweise mit den Fingern (wie es zum Beispiel fast alle Maedchen machen) oder mit einem Loeffel. Das Essen schmeckt auch ziemlich gut - an die indische Schaerfe gewoehnt man sich nach und nach.

Alles in allem bin ich ganz zufrieden mit der Wohnung - ich werde vermutlich erst mal nicht umziehen.

Freitag, 17. August 2007

Independence Day

Am 15. August feiern die Inder ihre Unabhaengigkeit von den Briten.
Fuer mich hiesz das ganz konkret, dass der Unterricht bereits am Montag auf den Feiertag ausgerichtet war. Am Dienstag sollte es ein Programm in der Schule (“dem Center”) geben – das sollte am Montag geuebt werden, Mittwoch sollte frei sein. Nun war Vera und mir aber nicht klar, wie das konkret aussehen sollte – das hatte man uns verschwiegen – aber wir sollten uns auf jeden Fall etwas ausdenken.
Wie auch immer – als wir am Montag genaueres erfuhren, stellte sich heraus, dass unsere Hauptaktivitaet ungeeinet war. Ausserdem kam nach dem modifizierten (und damit sehr chaotischem!) Unterricht am Montage ein Anruf vom Head Office, dass das Programm am Mittowch stattfindet und am Montag und Dienstag normaler Unterricht stattfinden soll.
Damit war Dienstag verloren. Die Kinder hatten alle nichts mit und wir haben mehr oder minder "Unterricht" gemacht.

Dann war es endlich soweit - Mittwoch war da und wir hatten es bis Dienstag abend auch geschafft, herauszubekommen, was nun wo stattfindet. Prayas hat im Head Office ein groszes Zelt aufgebaut und alles huebsch geschmueckt. Dazu gab es dann auf einer Buehne Reden und verschiedene Darbietungen.

Head Office:


Leider konnte ich nicht da sein, denn - ich war im meinem Center! Da waren alle Kinder auf dem Dach versammelt. In jeder "Klasse" hatte man etwas vorbereitet, meinstens Taenze (die Inder sind ganz wild aufs tanzen). Vera und ich haben auch einen Tanz mit den Kindern einstudiert - zur Melodie und dem Text vom Bibabutseman (ein deutsches Kinderlied). Das hat so mehr oder weniger gut geklappt. War aber fuer uns sehr lehrreich, weil wir gemerkt haben, welche Laute die Inder nicht aussprechen koennen (zum Beispiel haben sehr viele Probleme mit dem weichen, stimmhaften "s", Umlaute gehen ueberhaupt gar nicht - auch bei Erwachsenen).
Zum Abschluss gab es noch Ladoos - ein orangenes, sueses Baellchen fuer jeden.

Hier das Dach mit den Kindern:


In Action:


Und einem groszen Kind:

Als das Programm dann beendet war, wurde ich noch in ein anderes Center eingeladen um mir das Programm dort anzusehen. Hier waren mehr groeszere Kinder und es gab eine Buehne mit Mikro und Musik aus einer groszen Anlage. Im Prinzip war es aber das Gleiche.

Ich haette mir auch gerne die Rede des Praesidenten am Red Fort angehoert. Aber ich haette vermutlich nicht viel verstanden und es waere nur eine elende Draenglerei gewesen. Sehr angenehm war hingegen, dass auf den Straszen mal nicht so viel los war.

Hier noch eine Hochsicherheits-Elektroinstallation:

(normalerweise macht man das ohne Streichhoelzer und steckt die blanken Enden einfach so in die Dose).

Fazit:
bald einen Monat in Indien: Ein Alltag stellt sich ein, aber er ist nicht so monoton wie in Dtl. :-)

Sonntag, 5. August 2007

Meine Arbeit

Um 8:20 Uhr klingelt der Wecker - aufstehen. Klimaanlage erst mal ausschalten - es ist mittlerweile kalt genug! Dann schnell fertig machen - immer in der Hoffung, dass es gerade mal Wasser gibt und man sich normal waschen kann - und dann in die Kueche von Prayas laufen und Milch und Toast holen (sofern das nicht andere liebe Menschen fuer einen machen :-).

Um 9:15 Uhr laufe ich dann mit Vera los - die Strasze runter, an den streuenden Hunden vorbei, irgendwie heil ueber die grosze, (offiziell) zweispurige Strasze kommen und dann links entlang der Strasze bis zum Eingang von Sangham Vihar laufen. Dort rechts einbiegen. Ab jetzt wird es sehr dreckig und staubi, eng (zumal die meisten Leute morgens in die andere Richtung wollen) und man muss gut aufpassen, in kein Loch zu treten. Dann kommt irgendwann nach unzaehiligen kleinen Laeden, Staenden Kuehen, Menschen und Abzweigungen links ein Abzweig - gekennzeichnet durch ein Loch mitten in der Strasze (man merke: kein Loch ist wie ein anderes!) - jetzt wird es wieder etwas ruhiger. Nun sind es nur noch ein paar Meter - vorbei an einer kleinen Muellhalde und der, an der Haustuer angebundenen, Ziege und schon leuchtet die blaue Tuer zum Center. Der ganze Weg dauert 20 bis 30 Minuten. Sangham Vihar ist kein Slum - es gibt (manchmal) Strom und Wasser; es wird gebaut. Vielleicht ist es aber die Art, wie die meisten Inder in Delhi leben. (Fotos kommen spaeter mal)

Das Center hat 4 Raeume (jeweils etwa 10 Quadratmeter), ist bis zu meiner Brust blau und oben weisz. Der Fuszboden besteht aus einem festen Betonzeugs - ideal, wenn alle barfus laufen. Die Atmosphaere ist muffig und etwas duester, was vermutlich daran liegt, dass oft kein Strom da ist und dadurch weder der Ventilator noch das Licht funktionieren.

Die Kinder begrueszen uns, wir ziehen die Schuhe aus und warten, bis die Lehrerin gekommen ist und das Gebet vorbei ist. Dann legen wir irgendwann los - z.B. mit "One, two, three, ..." - anschreiben, vorlesen, dafuer sogen, dass es die Kinder nachsprechen und abschreiben, ueberpruefen, spielen. Der Stoff haengt naturlich von den Kindern ab - die Groszen subtrahieren teilweise schon dreistellige Zahlen.

Um 13:00 Uhr oder etwas spaeter sind die Kinder dann weg und ich bin froh, dass ich nach einem kurzen Plausch mit der Lehrerin zurueck zu Prayas zum Essen gehen kann.


So sieht es im Moment aus. Hoert sich fuer deutsche Verhaeltnisse nach sehr wenig an - aber es sind nun mal keine deutschen Verhaeltnisse hier.

Fazit:
13 Tage in Indien - ein Alltag ist in Ausblick, aber noch nicht erreicht.